Omalizumab - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (2024)

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Omalizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der gegen Immunglobulin E (IgE) gerichtet ist und zur Behandlung von Asthma, schwerer chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen und chronischer Urtikaria angewendet wird.

Omalizumab: Wirkstoff-Monographien

Omalizumab 75 mg/0,5 ml Injektionslösung in Fertigspritze (Parenterale Anwendung)Omalizumab 150 mg/1 ml Injektionslösung in Fertigspritze (Parenterale Anwendung)

Omalizumab: Übersicht

Kontraindikationen

Schwangerschaft

Stillzeit

Verkehrstüchtigkeit

Anwendungshinweise

Alternativen

ATC Code

  • R03DX05 - Omalizumab

Omalizumab - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (7)

Anwendung

Omalizumab (Xolair) ist indiziert zur Behandlung von allergischem Asthma bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern (6 bis <12 Jahre) sowie als Zusatztherapie zur verbesserten Asthmakontrolle bei Patienten mit schwerem persistierendem allergischem Asthma.

Weiterhin ist Omalizumab als Zusatztherapie für die Behandlung der chronischen spontanen Urtikaria bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren) mit unzureichendem Ansprechen auf eine Behandlung mit H1-Antihistaminika zugelassen.

Darüber hinaus kann Omalizumab als Zusatztherapie zu intranasalen Kortikosteroiden zur Behandlung von Erwachsenen (ab 18 Jahren) mit schwerer chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen angewendet werden, bei denen durch eine Therapie mit Kortikosteroiden keine ausreichende Krankheitskontrolle erzielt wird.

Anwendungsart

Omalizumab ist zur subkutanen Anwendung bestimmt.

Wirkmechanismus

Hintergrund

Wenn ein Allergen zum ersten Mal in den Körper gelangt, wird es von Antigen-präsentierenden Zellen (APCs) aufgenommen und T- sowie B-Immunzellen präsentiert. Darauf folgt die Aktivierung von B-Lymphozyten und die Produktion von allergenspezifischem IgE. Dieses IgE wird dann von Plasmazellen (umgewandelte B-Lymphozyten) freigesetzt und steht zur Bindung an IgE-Rezeptoren auf mehreren anderen Zellen zur Verfügung.

IgE bindet an hochaffine (FcεRI) und niederaffine (FcεRII) IgE-Rezeptoren auf Zellen des Immunsystems. Nach anschließender Antigenexposition erfolgt eine Quervernetzung des Antigens durch mehrere FcεRI-gebundene IgE-Moleküle auf der Oberfläche von Basophilen und Mastzellen. Dies führt zur Aktivierung von Mastzellen und zur Freisetzung von Histamin, was zu einer Quaddelbildung und anderen Urtikaria-Symptomen führt.

Wirkung

Omalizumab hemmt die Bindung von IgE an den hochaffinen IgE-Rezeptor (FcεRI) auf der Oberfläche von Mastzellen und Basophilen. Die Verringerung des oberflächengebundenen IgE auf FcεRI-tragenden Zellen begrenzt das Ausmaß der Freisetzung von Mediatoren der typischen allergischen Reaktion. Die Behandlung mit Omalizumab reduziert auch die Anzahl der FcεRI-Rezeptoren auf Basophilen bei Atopikern.

Omalizumab bindet an freies IgE mit einer höheren Affinität als IgE selbst an hochaffine FcεRI-Rezeptoren bindet, die auf Basophilen gefunden werden. Daher verringert es die Verfügbarkeit von freiem IgE für die Bindung.

Omalizumab selbst bindet weder an FcεRI-Rezeptoren, noch rezeptorgebundenes IgE. Diese Bindungseigenschaften ermöglichen es Omalizumab, die typischen IgE-vermittelten Reaktionen zu neutralisieren, ohne die Degranulation von Basophilen oder eine Quervernetzung mit basophil gebundenem IgE zu verursachen.

Pharmakokinetik

Resorption

  • Nach subkutaner Applikation wurde Omalizumab in pharmakokinetischen Studien mit einer mittleren absoluten Bioverfügbarkeit von 62% resorbiert.
  • Nach Verabreichung einer einzelnen subkutanen Dosis bei erwachsenen und jugendlichen Patienten mit Asthma wurde Omalizumab langsam resorbiert.
  • Die maximalen Serumkonzentrationen erreichten ihren Höhepunkt nach durchschnittlich 7 bis 8 Tagen.
  • Bei Patienten mit chronisch idiopathischer Urtikaria wurde die maximale Serumkonzentration nach einer einzelnen subkutanen Dosis zu einem ähnlichen Zeitpunkt erreicht.
  • Die Pharmakokinetik von Omalizumab war bei Dosen über 0,5 mg/kg linear.
  • Bei Patienten mit Asthma waren nach mehreren Dosen Omalizumab die AUC von Tag 0 bis Tag 14 im Steady State bis zu 6-mal höher als nach einer Dosis.
  • Bei Patienten mit chronisch idiopathischer Urtikaria zeigte Omalizumab eine lineare Pharmakokinetik im Dosisbereich von 75 mg bis 600 mg, verabreicht als subkutane Einzeldosis.
  • Nach wiederholter Gabe von 75 mg bis 300 mg alle 4 Wochen stiegen die Talspiegel von Omalizumab im Serum proportional zur Dosis.

Verteilung

  • Das scheinbare Verteilungsvolumen von Omalizumab bei Patienten mit Asthma nach subkutaner Verabreichung betrug 78 ± 32 ml/kg.
  • Bei Patienten mit chronisch idiopathischer Urtikaria war die Verteilung von Omalizumab ähnlich wie bei Asthmatikern.

Metabolisierung

  • Es wird allgemein angenommen, dass monoklonale Antikörper in Endothelzellen internalisiert werden, die an den Fc-Rezeptor gebunden sind.
  • Zu einem späteren Zeitpunkt werden sie im retikuloendothelialen System zu kleineren Peptiden und Aminosäuren abgebaut, die dann für die De-novo-Proteinsynthese verwendet werden können.
  • Der Metabolismus von Omalizumab wird durch sein IgG1-Gerüst und durch seine spezifische Bindung an IgE bestimmt.

Elimination

  • Die Elimination von Omalizumab ist dosisabhängig.
  • Das retikuloendotheliale System und die Leber sind zwei Eliminationsorte für IgG (einschließlich Abbau im retikuloendothelialen System und in den Endothelzellen der Leber).
  • Es wird angenommen, dass die Omalizumab-IgE-Komplexe über Wechselwirkungen mit Fc-Gamma-Rs (Fc-Gamma-RI, Fc-Gamma-RII und Fc-Gamma-RIII) mit Geschwindigkeiten ausgeschieden werden, die schneller sind als die der IgG-Ausscheidung.
  • Die relative Clearance von freiem Omalizumab, freiem IgE und Komplexen wird zusammengefasst als: Clearance von freiem IgE >> Omalizumab-IgE-Clearance > Omalizumab-Clearance.
  • Bei Patienten mit chronischer idiopathischer Urtikaria betrug die Eliminationshalbwertszeit von Omalizumab im Steady State, basierend auf der Populationspharmakokinetik, durchschnittlich 24 Tage.
  • Bei Asthmapatienten betrug die Eliminationshalbwertszeit von Omalizumab im Durchschnitt 26 Tage.

Dosierung

Die geeignete Dosierung und Häufigkeit der Anwendung vonOmalizumab wird anhand des vor Behandlungsbeginn gemessenen IgE-Basiswertes (I.E./ml) und des Körpergewichts (kg) bestimmt. Entsprechende Tabellen können der Fachinformation entnommen werden können.

Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen unter Anwendung von Omalizumab sind:

  • Kopfschmerzen
  • Reaktionen an der Injektionsstelle, einschließlich Schmerzen an der Injektionsstelle, Schwellungen, Erythem und Pruritus

Wechselwirkungen

Da IgE an der Immunantwort auf manche Wurminfektionen beteiligt sein kann, kann Omalizumab indirekt die Wirksamkeit von Arzneimitteln zur Behandlung von Wurm- oder anderen parasitären Infektionen reduzieren.

Kontraindikationen

Omalizumab darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff.

Schwangerschaft

Omalizumab passiert die Plazentaschranke, doch ergaben tierexperimentelle Studien keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen bezogen auf die Reproduktionstoxizität. Omalizumab wurde mit altersabhängiger Abnahme von Blutplättchen bei nicht-humanen Primaten in Verbindung gebracht, mit einer höheren relativen Empfindlichkeit bei Jungtieren.

Bei klinischer Notwendigkeit kann die Anwendung von Omalizumab während der Schwangerschaft in Betracht gezogen werden.

Stillzeit

Oral verabreichte Immunglobulin-G-Proteine unterliegen im Darm einer Proteolyse und haben eine geringe Bioverfügbarkeit, weshalb keine Auswirkungen auf die gestillten Neugeborenen/Säuglinge zu erwarten sind. Folglich kann bei klinischer Notwendigkeit die Anwendung vonOmalizumab während der Stillzeit in Betracht gezogen werden.

Verkehrstüchtigkeit

Omalizumab hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Anwendungshinweise

Omalizumab ist nicht angezeigt für die Behandlung von akuten Asthma-Exazerbationen, akuten Bronchospasmen oder eines Status asthmaticus.

Alternativen

Für die Therapie bei schwerem Asthma sind folgende monoklonale Antikörper als Add-on zugelassen:

  • Omalizumab (Xolair®): Der rekombinante humanisierte DNA-derived IgG1 monoklonale Antikörper bindet Immunglobulin E (IgE) und verhindert so das Andocken an basophilen Granulozyten und Mastzellen. Xolair wird Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren körpergewichts- und IgE-Basiswert-basiert subkutan inji*ziert (üblicherweise alle vier Wochen).
  • Mepolizumab (Nucala®): Der monoklonale Antikörper vom Immunglobulin-G1-kappa-Typ (IgG1κ) hemmt die Bioaktivität von IL-5. Infolge wird die Produktion von eosinophilen Granulozyten verringert und deren Lebensdauer verkürzt. Nucala ist als subkutane Injektion für Kinder ab sechs Jahren einsetzbar.
  • Reslizumab (Cinqaero®): Der IgG4κ monoklonale Antikörper wirkt ähnlich wie Mepolizumab. Die Applikation erfolgt intravenös alle vier Wochen.
  • Benralizumab (Fasenra®): Der afucosylierte monoklonale Anti-IL-5-Rezeptor-Antikörper hemmt den IL-5-Signalweg. Fasenra ist für Erwachsene mit schwerem eosinophilem Asthma zugelassen und wird zunächst alle vier, später alle acht Wochen subkutan inji*ziert.
  • Dupilumab (Dupixent®): Der monoklonale IgG4-Antikörper bindet an die α-Untereinheit des IL-4-Rezeptors und hemmt sowohl den zellulären IL-4- als auch den IL-13-Signalweg. Dupixent ist ab zwölf Jahren zur subkutanen Applikation (Injektionsrhythmus alle zwei Wochen) zugelassen.

Autor:

Dr. Isabelle Viktoria Maucher (Apothekerin)

Stand:

21.06.2022

Quelle:

  1. Fachinformation Xolair
  2. DrugBank Omalizumab, abgerufen am 21.06.2022
  3. Gillissen, A. (2021): Welche Asthmapatienten profitieren von Biologika? MMW - Fortschritte der Medizin 2021 Mar; 163(5):55–9; DOI: 10.1007/s15006-021-9630-3 Omalizumab - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (8).
  4. Schulz, M. et al. (2020): Nationale Versorgungsleitlinie – Langfassung, 4. Auflage. Version 1. 2020; DOI: 10.6101/AZQ/000469 Omalizumab - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste (9); abgerufen am 28. Juli 2021.
  5. Meißner, T. (2021): Schweres Asthma: Antikörper vor Steroidtherapie einsetzen. Ärztezeitung; 26. Juli 2021; abgerufen am 28. Juli 2021.
  6. Europäische Arzneimittelkommission (EMA), Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels: Xolair® 150 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze. Novartis Pharma, Stand Juli 2020; abgerufen am 28. Juli 2021.
  7. Europäische Arzneimittelkommission (EMA), Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels: Nucala® 100 mg Injektionslösung im Fertigpen / 100 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze. GlaxoSmithKline, Stand Juni 2021; abgerufen am 28. Juli 2021.
  8. Europäische Arzneimittelkommission (EMA), Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels: CINQAERO® 10 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. TEVA, Stand Juni 2021; abgerufen am 28. Juli 2021.
  9. Europäische Arzneimittelkommission (EMA), Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels: Fasenra® 30 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze / 30 mg Injektionslösung in einem Fertigpen. AstraZeneca, Stand Juni 2019; abgerufen am 28. Juli 2021.
  10. Europäische Arzneimittelkommission (EMA), Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels: Dupixent® 200 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze Dupixent® 200 mg Injektionslösung im Fertigpen. Sanofi-Aventis, Stand Mai 2021; abgerufen am 28. Juli 2021.

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